Heirat in anderen Kulturen

06.05.2025 Autor: Katharina

Hochzeitsbräuche anderer Länder

Die Hochzeit ist immer ein besonderes Ereignis. Jedes Paar träumt davon, diesen Tag perfekt zu gestalten – wobei „perfekt“ natürlich für jeden etwas anderes bedeutet. In vielen Ländern sind Hochzeitsbräuche tief in der Kultur verankert und machen den Tag zu einem einzigartigen Erlebnis. Im Folgenden stellen wir einige der interessantesten und herzerwärmendsten Traditionen vor.

1. Polen: Hochzeitstore

Der Beginn einer polnischen Hochzeit wird traditionell durch den Abschied vom Elternhaus der Braut eingeleitet. Die Familie des Bräutigams holt die Braut ab, wobei das Paar den Segen der Eltern erhält. Eine besonders charmante Sitte, vor allem in ländlichen Gebieten, ist das Errichten von „Hochzeitstoren“. Diese symbolischen Hindernisse werden von Freunden und Dorfbewohnern auf dem Weg zur Kirche aufgestellt und müssen vom Brautpaar überwunden werden. Das Paar „bezahlt“ das Überwinden der Hindernisse oft mit Hochzeitswodka, während Kinder Schokolade oder ein kleines Taschengeld erhalten. Diese Tradition steht für das gemeinsame Meistern von Schwierigkeiten im Leben. Nach der Trauung feiert das Paar in einem festlich geschmückten Saal, wo sie zwei Gläser vorfinden: eines mit Wasser und eines mit Wodka, die aufgrund der Klarheit beider Flüssigkeiten nicht zu unterscheiden sind. Derjenige, der den Wodka erwischt, gilt traditionell als die dominantere Person in der Ehe. Die Feierlichkeiten dauern meist bis in den nächsten Tag hinein, und die Gäste nehmen ein Stück der Hochzeitstorte mit nach Hause.


2. England: „Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues“

Dieser Brauch, der auch in Deutschland bekannt ist, stammt ursprünglich aus England: „Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues.“ Oft wird hier Schmuck verwendet, der bereits getragen wurde, und ein Accessoire, das sich die Braut leiht. Das Neue ist häufig das Hochzeitskleid, und das Blaue kann ein Schmuckstück, ein Strumpfband oder etwas anderes sein.

Doch warum gerade diese vier Elemente? Jedes davon hat eine tiefere symbolische Bedeutung: „Etwas Altes“ repräsentiert das Leben vor der Ehe und symbolisiert Kontinuität. Es kann sich dabei um ein Familienerbstück handeln, das die bleibende Bindung zur Herkunftsfamilie betont. „Etwas Neues“ steht für das neue Kapitel, das mit der Hochzeit beginnt, und symbolisiert Glück und Hoffnung für die Zukunft. Oft handelt es sich um das Brautkleid, die Schuhe oder Schmuck. „Etwas Geborgtes“ soll das Glück eines glücklich verheirateten Paares auf das Brautpaar übertragen – hier wird meist ein Gegenstand von einem lang verheirateten Paar geliehen. „Etwas Blaues“ schließlich steht für Reinheit, Liebe und Treue, ein beliebtes Element bei englischen Hochzeiten. Heutzutage wird häufig auch eine alte britische Münze im Schuh der Braut platziert, um finanzielle Stabilität für das Ehepaar zu sichern.

3. Libanon: Ausgelassene Feierlichkeiten und Tänze

Eine libanesische Hochzeit ist ein wahres Fest für die Sinne und wird sicherlich nicht so schnell in Vergessenheit geraten! Die Feierlichkeiten beginnen oft schon Tage vor dem eigentlichen Hochzeitstag und umfassen zahlreiche traditionelle Ereignisse. Zu den Höhepunkten gehört die Henna-Nacht, die besonders bei muslimischen Hochzeiten gefeiert wird. Dabei werden die Hände der Braut mit kunstvollen Henna-Mustern verziert. Die Nacht beginnt oft mit eher melancholischen Liedern, um den Abschied von der Junggesellenzeit zu symbolisieren, doch später wird ausgelassen getanzt und gefeiert. Während der gesamten Feier gibt es reichlich traditionelles libanesisches Essen, Musik und Tänze, die das Fest zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Auch die Dekoration spielt eine zentrale Rolle, mit üppigem Einsatz von Blumen, Lichtern und Ballons. Die Trauung selbst ist ein elegantes Ereignis, bei dem das Brautpaar traditionell in Weiß gekleidet ist, während die Gäste in bunten und festlichen Outfits erscheinen. Ein weiteres Highlight einer libanesischen Hochzeit kann ein beeindruckendes Feuerwerk sein, das den Himmel erleuchtet.

4. Indien: Farbenfrohe Feierlichkeiten wie im Bollywood-Film

Wenn man an eine indische Hochzeit denkt, kommen einem sofort lebendige Farben, der Duft von Gewürzen und die Klänge traditioneller Musik in den Sinn. Indische Hochzeiten sind ein farbenfrohes Spektakel, das mit Tänzen und Feierlichkeiten die Gäste in seinen Bann zieht. Vor der eigentlichen Hochzeit muss der Bräutigam jedoch zunächst symbolisch „überzeugt“ werden. Der Brauch, bei dem der Brautvater den Bräutigam von den Vorzügen einer Ehe mit seiner Tochter überzeugt, ist besonders in Tamil Nadu verbreitet. Ein weiteres Highlight ist die Henna-Zeremonie, bei der die Braut mit kunstvollen Henna-Mustern geschmückt wird. Diese Muster symbolisieren tiefe Liebe und Hingabe. Vor der Hochzeit findet oft eine Reinigungszeremonie statt, bei der eine Paste auf die Haut von Braut und Bräutigam aufgetragen wird, um sie für die Hochzeit vorzubereiten und vor bösen Geistern zu schützen. Der Bräutigam reitet traditionell auf einem geschmückten Elefanten oder Pferd zur Hochzeit, wobei heute oft auch ein geschmücktes Auto verwendet wird. Die Zeremonien und Traditionen können je nach Region und Kultur variieren, doch eines haben alle indischen Hochzeiten gemeinsam: Sie sind ein farbenfrohes und lebensfrohes Fest, das die Liebe und das Leben zelebriert.

5. Japan: Uralte Traditionen und tief verwurzelte Bräuche

Japanische Hochzeiten sind von tief verwurzelten Traditionen und Symboliken geprägt. Eine der ältesten Traditionen ist der „San-san-kudo“, bei dem Braut und Bräutigam abwechselnd aus drei Schalen Sake trinken, um ihre Verbindung zu besiegeln. Die Zahl Drei steht dabei für Himmel, Erde und Menschheit, und der Akt symbolisiert die Vereinigung der beiden Familien. Auch die Einladung zur Hochzeit erfolgt in Japan traditionell nicht durch das Brautpaar selbst, sondern durch die Väter der beiden Familien. Diese Einladungen sind besonders formell und verlangen eine ebenso formelle Antwort der Gäste. Während der Feierlichkeiten zieht sich das Brautpaar mehrmals zurück, um die Kleidung zu wechseln, ein Akt, der als „Iro-naoshi“ bezeichnet wird und den Wunsch nach Erneuerung und Harmonie symbolisiert. Viele Paare wählen das Hochzeitsdatum nach dem Rokuyo-Kalender aus, einem traditionellen Sechstagekalender, der die Glücks- und Unglückstage anzeigt. Der beliebteste Tag für Hochzeiten ist „Taian“, der als besonders glücksbringend gilt. Trotz der Einflüsse der Moderne halten viele japanische Paare und ihre Familien weiterhin an diesen traditionsreichen Bräuchen fest, die ihre Hochzeiten zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.