Hochzeitsbräuche anderer Länder
Die Hochzeit ist immer ein besonderes Ereignis. Jedes
Paar träumt davon, diesen Tag perfekt zu gestalten – wobei „perfekt“ natürlich
für jeden etwas anderes bedeutet. In vielen Ländern sind Hochzeitsbräuche tief
in der Kultur verankert und machen den Tag zu einem einzigartigen Erlebnis. Im
Folgenden stellen wir einige der interessantesten und herzerwärmendsten
Traditionen vor.
1. Polen: Hochzeitstore
Der Beginn einer polnischen Hochzeit wird traditionell
durch den Abschied vom Elternhaus der Braut eingeleitet. Die Familie des
Bräutigams holt die Braut ab, wobei das Paar den Segen der Eltern erhält. Eine
besonders charmante Sitte, vor allem in ländlichen Gebieten, ist das Errichten
von „Hochzeitstoren“. Diese symbolischen Hindernisse werden von Freunden und
Dorfbewohnern auf dem Weg zur Kirche aufgestellt und müssen vom Brautpaar
überwunden werden. Das Paar „bezahlt“ das Überwinden der Hindernisse oft mit
Hochzeitswodka, während Kinder Schokolade oder ein kleines Taschengeld
erhalten. Diese Tradition steht für das gemeinsame Meistern von Schwierigkeiten
im Leben. Nach der Trauung feiert das Paar in einem festlich geschmückten Saal,
wo sie zwei Gläser vorfinden: eines mit Wasser und eines mit Wodka, die
aufgrund der Klarheit beider Flüssigkeiten nicht zu unterscheiden sind.
Derjenige, der den Wodka erwischt, gilt traditionell als die dominantere Person
in der Ehe. Die Feierlichkeiten dauern meist bis in den nächsten Tag hinein,
und die Gäste nehmen ein Stück der Hochzeitstorte mit nach Hause.
2. England: „Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes
und etwas Blaues“
Dieser Brauch, der auch in Deutschland bekannt ist,
stammt ursprünglich aus England: „Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und
etwas Blaues.“ Oft wird hier Schmuck verwendet, der bereits getragen wurde, und
ein Accessoire, das sich die Braut leiht. Das Neue ist häufig das
Hochzeitskleid, und das Blaue kann ein Schmuckstück, ein Strumpfband oder etwas
anderes sein.
Doch warum gerade diese vier Elemente? Jedes davon hat
eine tiefere symbolische Bedeutung: „Etwas Altes“ repräsentiert das Leben vor
der Ehe und symbolisiert Kontinuität. Es kann sich dabei um ein
Familienerbstück handeln, das die bleibende Bindung zur Herkunftsfamilie
betont. „Etwas Neues“ steht für das neue Kapitel, das mit der Hochzeit beginnt,
und symbolisiert Glück und Hoffnung für die Zukunft. Oft handelt es sich um das
Brautkleid, die Schuhe oder Schmuck. „Etwas Geborgtes“ soll das Glück eines glücklich
verheirateten Paares auf das Brautpaar übertragen – hier wird meist ein
Gegenstand von einem lang verheirateten Paar geliehen. „Etwas Blaues“
schließlich steht für Reinheit, Liebe und Treue, ein beliebtes Element bei
englischen Hochzeiten. Heutzutage wird häufig auch eine alte britische Münze im
Schuh der Braut platziert, um finanzielle Stabilität für das Ehepaar zu
sichern.
3. Libanon: Ausgelassene Feierlichkeiten und Tänze
Eine libanesische Hochzeit ist ein wahres Fest für die
Sinne und wird sicherlich nicht so schnell in Vergessenheit geraten! Die
Feierlichkeiten beginnen oft schon Tage vor dem eigentlichen Hochzeitstag und
umfassen zahlreiche traditionelle Ereignisse. Zu den Höhepunkten gehört die
Henna-Nacht, die besonders bei muslimischen Hochzeiten gefeiert wird. Dabei
werden die Hände der Braut mit kunstvollen Henna-Mustern verziert. Die Nacht
beginnt oft mit eher melancholischen Liedern, um den Abschied von der Junggesellenzeit
zu symbolisieren, doch später wird ausgelassen getanzt und gefeiert. Während
der gesamten Feier gibt es reichlich traditionelles libanesisches Essen, Musik
und Tänze, die das Fest zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Auch die
Dekoration spielt eine zentrale Rolle, mit üppigem Einsatz von Blumen, Lichtern
und Ballons. Die Trauung selbst ist ein elegantes Ereignis, bei dem das
Brautpaar traditionell in Weiß gekleidet ist, während die Gäste in bunten und
festlichen Outfits erscheinen. Ein weiteres Highlight einer libanesischen
Hochzeit kann ein beeindruckendes Feuerwerk sein, das den Himmel erleuchtet.
4. Indien: Farbenfrohe Feierlichkeiten wie im
Bollywood-Film
Wenn man an eine indische Hochzeit denkt, kommen einem
sofort lebendige Farben, der Duft von Gewürzen und die Klänge traditioneller
Musik in den Sinn. Indische Hochzeiten sind ein farbenfrohes Spektakel, das mit
Tänzen und Feierlichkeiten die Gäste in seinen Bann zieht. Vor der eigentlichen
Hochzeit muss der Bräutigam jedoch zunächst symbolisch „überzeugt“ werden. Der
Brauch, bei dem der Brautvater den Bräutigam von den Vorzügen einer Ehe mit
seiner Tochter überzeugt, ist besonders in Tamil Nadu verbreitet. Ein weiteres
Highlight ist die Henna-Zeremonie, bei der die Braut mit kunstvollen
Henna-Mustern geschmückt wird. Diese Muster symbolisieren tiefe Liebe und
Hingabe. Vor der Hochzeit findet oft eine Reinigungszeremonie statt, bei der
eine Paste auf die Haut von Braut und Bräutigam aufgetragen wird, um sie für
die Hochzeit vorzubereiten und vor bösen Geistern zu schützen. Der Bräutigam
reitet traditionell auf einem geschmückten Elefanten oder Pferd zur Hochzeit,
wobei heute oft auch ein geschmücktes Auto verwendet wird. Die Zeremonien und
Traditionen können je nach Region und Kultur variieren, doch eines haben alle
indischen Hochzeiten gemeinsam: Sie sind ein farbenfrohes und lebensfrohes
Fest, das die Liebe und das Leben zelebriert.
5. Japan: Uralte Traditionen und tief verwurzelte
Bräuche
Japanische Hochzeiten sind von tief verwurzelten
Traditionen und Symboliken geprägt. Eine der ältesten Traditionen ist der
„San-san-kudo“, bei dem Braut und Bräutigam abwechselnd aus drei Schalen Sake
trinken, um ihre Verbindung zu besiegeln. Die Zahl Drei steht dabei für Himmel,
Erde und Menschheit, und der Akt symbolisiert die Vereinigung der beiden
Familien. Auch die Einladung zur Hochzeit erfolgt in Japan traditionell nicht
durch das Brautpaar selbst, sondern durch die Väter der beiden Familien. Diese
Einladungen sind besonders formell und verlangen eine ebenso formelle Antwort
der Gäste. Während der Feierlichkeiten zieht sich das Brautpaar mehrmals
zurück, um die Kleidung zu wechseln, ein Akt, der als „Iro-naoshi“ bezeichnet
wird und den Wunsch nach Erneuerung und Harmonie symbolisiert. Viele Paare
wählen das Hochzeitsdatum nach dem Rokuyo-Kalender aus, einem traditionellen
Sechstagekalender, der die Glücks- und Unglückstage anzeigt. Der beliebteste
Tag für Hochzeiten ist „Taian“, der als besonders glücksbringend gilt. Trotz
der Einflüsse der Moderne halten viele japanische Paare und ihre Familien
weiterhin an diesen traditionsreichen Bräuchen fest, die ihre Hochzeiten zu
einem unvergesslichen Erlebnis machen.